Nach der Montierung konnten abschließende Arbeiten am Holzschnitt „Jan Hus“ durchgeführt werden. Aufgrund der vielen Fehlstellen war der Druck noch nicht optimal lesbar, weshalb es nun galt, sein Erscheinungsbild durch entsprechende Ergänzungen zu verbessern. Dazu wurde ein farblich passend eingefärbtes Japanpapier passgenau ausgeschnitten, in die Fehlstelle eingeklebt und beschwert getrocknet. Bei den großen Fehlstellen wurde ein flächig eingefärbte Japanpapier anschließend lokal retuschiert, um Farbverläufe innerhalb einer Fehlstelle an den Übergängen zum Original farblich anzupassen
Der Umriss einer großen, zu ergänzenden Fehlstelle wurde auf dem Leuchttisch abgenommen. Dazu lag das schon eingefärbte Japanpapier auf einer transparenten Folie über der Fehlstelle positioniert.
Ein passend ausgeschnittenes, farblich angepasstes Stück Japanpapier wartet ausgeschnitten auf die Verklebung auf einer große Fehlstelle in der linken oberen Ecke des Holzschnitts.
Leonie Müller beim Einpassen einer Ergänzung aus eingefärbtem Japanpapier in eine Fehlstelle im Holzschnitt.
Nachdem die großen Fehlstellen des gealterten, stark bräunlichen Originalpapiers eingefügt waren, wurden die optisch besonders störenden Fehlstellen in den gedruckten Bildinien mit einem schwarz eingefärbten Japanpapier ergänzt (hier die Umfassungslinie des Drucks).
Fehlstellen im Druckbild, welche die Lesbarkeit des Bildes wesentlich beeinträchtigen, wurden ebenfalls ergänzt. Auch hierzu wurde mit Auflagen aus Japanpapier gearbeitet. Schwarz eingefärbt und in Streifen entsprechender Breite geschnitten, wurden sie sowohl auf die ergänzten Fehstellen als auch direkt auf das Original geklebt, um das gedruckte Bild wieder visuell soweit zu vervollständigen, dass es auf Betrachterdistanz gut lesbar ist. Komplexere Formen wurden von einer auf die Originalgröße des Drucks formatierten Schablone im Durchlicht abgenommen und in Scherenschnittmanier aus Japanpapier ausgeschnitten. Als Vorlage diente ein Foto eines weiteren Abzugs des „Jan Hus“, der im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin in der Restaurierungsabteilung dokumentiert worden war und für diesen Zweck der „Abformung“ als digitale Datei zur Verfügung gestellt wurde. Während der Retuschearbeiten an „Jan Hus“ wurde der Druck wiederholt unter unterschiedlichen Beleuchtungssituationen betrachtet.
Dort, wo komplexe Formen ersetzt werden mussten, konnten wir auf eine Abbildung eines vollständig erhaltenen Exemplars des „Jan Hus“ als Vorlage zurückgreifen. Die Abbildung wurde uns von dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin zur Verfügung gestellt. Zu sehen ist hier ein auf Originalformat gebrachter Ausdruck der digitalen Datei, der zur Überprüfung der Form über der Fehlstelle abgelegt ist.
Mit Hilfe der auf Originalgröße formatierten Vorlage konnte die zu ergänzende Form im Durchlicht abgenommen werden. Zu sehen ist das schwarz eingefärbte Japanpapier mit schon teilweise geschnittenen Linien, positioniert über einer transparenten Folie und einem Ausdruck der digitalen Kopie des Berliner „Jan Hus“.
Der zu ergänzende Umriss der dargestellten Figur wurde in Scherenschnittmanier aus dem eingefärbten Japanpapier ausgeschnitten. Hier liegt diese Ergänzung des gedruckten Bildes zur Überprüfung auf der schon eingeklebten Ergänzung des Papiers.